SCL Heel Vorstand Bernd Hefter im goodnews4 Interview
Aus dem Aumattstadion wurde eine Art Talentschmiede, wo sich nun die jahrelange Arbeit des der SCL Heel Baden-Baden auszahlt…
Baden-Baden In der absoluten Weltspitze bewegt sich aus Deutschland vor allem Malaika Mihambo. Die Heidelbergerin wurde 2019 und 2022 Weltmeisterin im Weitsprung und holte 2021 bei den Olympischen Spielen in Tokio die Goldmedaille. Frischer Wind für die Deutsche Leichtathletik kommt ausgerechnet aus Baden-Baden, wo nicht nur reiche ältere Leute leben. Das Interview im Film
Mikaelle Assani und Carl Dohmann, gehören heute schon zu den Leistungsträgern der Deutsch Leichtathletik. «Das macht uns schon ein Stück weit stolz, dass zwei Baden-Badener jetzt auf internationaler Bühne mit oben sind», sagt Bernd Hefter, 1. Vorstand SCL Heel Baden-Baden, im goodnews4-VIDEO-Interview. Und er weiß wohl auch, dass es vor allem die erfolgreichen Vorbilder sind, die den Nachwuchs motivieren, ins Stadion zu kommen, um selbst den Stars nachzueifern. Ein wichtiges Zeichen war der Wechsel von Mikaelle Assani von Karlsruhe nach Baden-Baden. «Sie kam mit ihrem Trainer Udo Metzler nach Baden-Baden», berichtet Bernd Hefter. In Karlsruhe habe sie keine sportliche Zukunft mehr gesehen und einen neuen Verein gesucht. «Baden-Baden hat offensichtlich das ideale Umfeld geboten», lenkt Bernd Hefter die Aufmerksamkeit auf den Verein, der es geschafft hat, dass Baden-Baden unversehens zu einem wichtigen Standort der Deutschen Leichtathletik wurde, was im öffentlichen Bewusstsein noch gar nicht richtig angekommen ist.
«Einerseits muss natürlich die finanzielle Basis für den Verein stimmen, dass man sich Spitzensport leisten kann, aber auch Breitensport», gibt Bernd Hefter einen Einblick auf die Voraussetzungen, um den Erfolg zu erhalten und auszubauen. Im goodnews4-VIDEO-Interview geht Bernd Hefter auf die noch junge, aber immerhin schon 18-jährige Geschichte des SCL Heel ein und berichtet auch über die sympathischen Besonderheiten des Vereins. Dazu gehören auch die Medaillen des 91-Jährigen Arne Haase, der auch in diesem Jahr zeigt, dass der Sport kaum Grenzen kennt.
goodnews4: Bernd Hefter, bei der Leichtathletik-WM in Budapest stellt der SCL Heel mit Carl Dohmann und Mikaelle Assani zehn Prozent aller deutschen Athleten im 20-köpfigen DLV-Team. Wie wurde Baden-Baden still und leise zu einem der Zentren der Deutschen Leichtathletik?
Bernd Hefter: Ich muss zunächst mal ein bisschen relativieren. Diese zehn Prozent kamen nach den Deutschen Meisterschaften in Kassel. Da wurden zunächst zwanzig Athleten nominiert, darunter eben zwei aus Baden-Baden, Mikaelle Assani und Carl Dohmann, das sind dann diese zehn Prozent, aber bis zur WM ist noch ein bisschen Zeit, da werden sicher noch einige nachnominiert werden, die in den nächsten Tagen ihre Qualifikationsnormen schaffen, und dann sind es sicher ein paar mehr. Aber insgesamt sind wir natürlich sehr glücklich. Wir hatten ja in den ganzen Jahren zuvor mit Carl Dohmann einen Top-Athleten, der bei zwei Olympischen Spielen und bei mehreren Weltmeisterschaften schon am Start war. Jetzt mit Mikaelle Assani ist eine zweite Athletin mit dabei. Das macht uns schon ein Stück weit stolz, dass zwei Baden-Badener jetzt auf internationaler Bühne mittoben.
goodnews4: Wie kam es dazu, dass der SCL Heel jetzt gleich zwei Top-Athleten stellt?
Bernd Hefter: Carl Dohmann ist ja schon seit vielen Jahren bei uns, er hat hier als Achtjähriger angefangen, war damals – das weiß er selber – einer der Untalentiertesten und es ist uns gelungen, ihn ganz nach oben zu bringen. Da war natürlich auch sein Ehrgeiz mit dabei, er wollte das einfach, dann hat er einen guten Trainer bekommen, den wir ihm vermittelt haben, und der hat ihn nach oben gebracht. Und mit Mikaelle Assani war es so, sie kam aus Karlsruhe mit ihrem Trainer Udo Metzler nach Baden-Baden. Dort hatten sie keine sportliche Zukunft mehr gesehen und haben einen neuen Verein gesucht und Baden-Baden hat offensichtlich das ideale Umfeld geboten, dass diese Truppe um Mikaelle Assani und Udo Metzler dann nach Baden-Baden kam.
goodnews4: Die Talente sind das eine, das andere sind die Rahmenbedingungen. Stimmen die denn in Baden-Baden?
Bernd Hefter: Ich würde schon sagen, der SCL Heel ist ein Verein, wir sind jetzt 18 Jahre – ich sage immer «wir werden in diesem Jahr erwachsen» – und wir haben schon eine fulminante sportliche Entwicklung hingelegt die letzten Jahre. Da ist einfach ein gutes Umfeld, das heißt, es ist einfach eine gute Gemeinschaft, gute Trainer und wir haben ein gutes Angebot und das gute Angebot schafft dann auch die Nachfrage. Das ist unsere Erfahrung, darauf bauen wir auch in Zukunft und insofern ist es jetzt nicht verwunderlich, dass es so sich gut entwickelt hat.
goodnews4: Werden wir im Baden-Badener Aumattstadion auch mal eine Meisterschaft erleben?
Bernd Hefter: Es kommt darauf an. Kreismeisterschaften haben wir hier schon gehabt, Badische haben wir auch schon gehabt. Darüber hinaus wird es sehr, sehr schwierig, weil Baden-Baden einfach die Voraussetzungen nicht bietet an Räumlichkeiten, die in einem solchen Stadion vorhanden sein müssen. Wir haben zwar eine chice blaue Bahn, die jetzt nach vier Jahren leider nochmal saniert werden muss, aber man braucht einfach viele Räumlichkeiten. Eine Deutsche Meisterschaft – ich war jetzt gerade in Rostock bei den Deutschen U20 – da braucht man Räumlichkeiten für die technischen Anlagen, für den Livestream, für das Fernsehen, man braucht eine Halle, wo sich die Athleten aufwärmen können, auch wenn es regnet. Das haben wir hier in Baden-Baden leider alles nicht. Das sind Wünsche, hätten wir gerne, aber es ist sicher in absehbarer Zeit nicht machbar.
goodnews4: Und wie sieht es aus mit Olympia? Carl Dohmann hat an den Olympischen Spielen teilgenommen und kam unter die ersten Zwanzig. Werden wir auch mal einen Olympiasieger aus Baden-Baden sehen?
Bernd Hefter: Das würde uns natürlich alle in Baden-Baden freuen, nicht zuletzt uns selbst, den SCL Heel. Wir hatten ja schon mal eine Olympiasiegerin 1928 Lina Radke-Batschauer. Sie hat damals die 800 Meter in Amsterdam gewonnen, ich glaube sogar mit Weltrekordzeit seinerzeit. Danach wurde der 800-Meter-Lauf wieder eingestellt für Frauen, weil es hieß, es ist zu schwierig, dass Frauen 800 Meter laufen. Das kam erst viel, viel später. Aber es wäre natürlich schön, wenn wir 2028 bei Olympischen Spielen jemanden dabei hätten, der dann ganz oben ist. Ich bin schon glücklich, wenn wir nächstes Jahr zwei Athleten, nicht nur dieses Jahr bei der WM, sondern nächstes Jahr dann auch in Paris dabei hätten bei den Olympischen Spielen – Carl Dohmann und Mikaelle Assani. Sie ist noch sehr jung und sie hat ein riesen Potential. Im Weitsprung kann man mal plötzlich sieben Meter springen oder auch mal nur 6,40 Meter, das geht ganz schnell je nach dem wie gut man das Brett trifft. Also Potential ist sicher da, am Ende entscheidet die Tagesform und natürlich auch ein bisschen Glück.
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goodnews4: Nun gibt es beim SCL Heel aber nicht nur Angebote für die Top-Athleten, die ganz nach oben an die weltspitze streben. Was sind denn die wichtigsten Daten zum SCL Heel und welche Angebote haben Sie auch für den Normalsportler?
Bernd Hefter: Ich sage immer wir sind ein Verein für alle von 5 bis 95. De facto ist es so, dass unsere jüngsten Sportler vier Jahre alt sind, der älteste, Arne Haase, 91, noch sportlich aktiv, noch auf Meisterschaften und Wettkämpfe geht auf der Langstrecke. Darüber hinaus haben wir auch Reha-Sport, wir haben den Spitzensport. Hier kommt jetzt beispielsweise gleich unsere Seniorengruppe ins Stadion, die machen ein bisschen Gesundheitssport. Also Montag Sportabzeichen für Erwachsene, Dienstag Laufgruppe, Mittwoch Gesundheitssport, Donnerstag Nordic Walking und Freitag nochmal Laufschule. Da ist eine ganze Menge geboten und alles für Kinder ab vier bis man nicht mehr Kind ist.
Die Seniorengruppe des SCL Heel trifft sich mittwochs im Aumattstadion.
goodnews4: Was sind die wichtigsten Ziele für den SCL Heel für die nächsten drei, vier, fünf Jahre?
Bernd Hefter: Einerseits muss natürlich die finanzielle Basis für den Verein stimmen, dass man sich Spitzensport leisten kann, aber auch Breitensport. Wir haben 23 Trainer beschäftigt, die natürlich finanziell ein bisschen unterstützt werden im Rahmen der Übungsleiterpauschale, kostet natürlich in dieser Summe eine Stange Geld und ich hoffe, dass uns das auch in Zukunft zur Verfügung steht. Das ist die eine Geschichte. Ein Verein funktioniert nur wirklich gut, wenn die Menschen, die in diesem Verein sind, gut miteinander umgehen und sich gut verstehen. Das ist glücklicherweise bei uns sehr der Fall. Ein tolles Trainerteam, eine tolle Truppe im Hintergrund. Ja, was wünscht man sich darüber hinaus noch? Dass es erstens Mal so weitergeht, dass es weiter aufwärts geht, dass vielleicht im Aumattstadion noch ein bisschen investiert wird, das wäre ein großer Wunsch. Es war ja immer mal die Frage, dass hier ein neues Funktionsgebäude entsteht, ein Multifunktionsgebäude, wo auch die Vereine insgesamt in Baden-Baden sich zu Hause fühlen können und wenn das mal die nächsten Jahre gebaut würde, glaube ich, wäre dem Sport in Baden-Baden viel geholfen.
goodnews4: Ich bedanke mich für das Interview und wünsche Ihnen und Ihren Athleten alles Gute.
Bernd Hefter: Bitte sehr, vielen Dank.
Das Interview führte Nadja Milke für goodnews4.de.