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6. Juli 2010

Katharina Pietrzyk mit ihrem letzte tollen Kenia-Report

Jambo meine Lieben,seit der letzten Mail ist ganz schön viel Zeit vergangen.
Mittlerweile sind wir wieder in Deutschland angekommen und ich muss sagen, dass ich die Zeit in Kenia, seit dem ersten Tag den ich wieder zurück bin, verdammt sehr vermisse …

Die letzten Wochen waren wunderschön und wir haben versucht jede Sekunde so sehr zu genießen, wie es nur möglich war.Am 4. Mai feierten wir den Geburtstag des 4 jährigen Kay Robert. Für ihn wurde ein schönes Fest organisiert mit feinem Essen, Kuchen, Musik und vielem Tanzen.
Der Kuchen bestand aus zwei großen Stücken (ähnlich zum Tiramisu) und wurde dann unter den 48 Kindern in kleine Stücke aufgeteilt. Da blieb wirklich nur ein winziges Stück für jeden, doch die Kids waren trotzdem Happy! Sowas gibt es schließlich nicht alle Tage.
Am 15. Mai wurde das Waisenhaus selbst 10 Jahre alt. Gemeinsam haben wir wieder einmal ein super leckeres Spaghetti Bolognese gekocht (29 Packungen Spaghetti, 12 Kg Hackfleisch ..)und danach wurde im Wohnzimmer Musik aufgelegt und ordentlich getanzt, bis die Füße qualmten.

Mittlerweile hat auch wieder die Schule begonnen. Eine nicht so angenehme Zeit, denn für sie standen jetzt die Examen an. Prüfungszeit!! Das finden natürlich auch die afrikanischen Schüler nicht so toll. Bei diesen Examen werden sie in alles Fächern geprüft. In Englisch und Kisuaheli müssen sie einen Aufsatz zu einem bestimmten Thema schreiben und in des restlichen Fächern werden ihnen 50 Multiple-Choise-Fragen gestellt. Wir durften die Aufsicht wärhend der Prüfung übernehmen und Aufgaben korrigieren.
Abschauen und Mogeln ist auch hier kein Fremdwort. 🙂
Bei den Korrekturen war ich sehr erschrocken darüber, wie hoch der Anteil war der nicht ein mal die Hälfte der Aufgaben richtig hatte… Aber eigentlich ist das auch kein Wunder. 42 Schüler in einem kleinem Klassenzimmer auf viel zu kleine Bänke gequetscht …. Da ist man wohl wirklich mehr damit beschäftigt, sich darauf zu konzentrieren nicht von der Bank zu fallen, als zu zuhören.
In der Familie könne die Kinder oftmals auch keine Hilfe erwarten, denn eine hohe Anzahl der Eltern hat nur eine geringe Bildung.

Am 7. Mai bekamen wir Besuch vom „Bezirksoberhauptmann“. Er kam um sich das Problem bezüglich des Hausverkaufs anzuhören und gemeinsam mit uns einen Plan auzuarbeiten, wie dieses gelöst werden kann.
Finanzielle Hilfe konnte er uns nicht versprechen, denn das sei bei den vielen Waisenhäusern in der Umgebung einfach unmöglich. Stattdessen bekam das Waisenhaus von der Regierung Nahrung gesponsert. Was anhand der überaus großen Menge eine kleine Erleichterung für uns bedeutete, denn so wurde wieder für ein paar Wochen genug Essen gesichert.
So machten wir uns gleich am nächten Tag auf den Weg, um mit dem „Handcar“ (eine Art sehr große Schubkarre die man hinter sich herzieht) auf den Weg nach Mombasa um dort 350Kg Reis, 270kg Mais und zwei Kartons Öl abzuholen. Wahnsinn was für eine körperliche Anstregnung das ist! Habe selbst versucht so einen Handcar zu ziehen … Das hält man vielleicht 800m aus und dann tun einem die Beine und Arme vor Anstregung unglaublich weh …

So langsam wurde alles für uns zu richtigem Alltag. Man war mit der Kultur und den Menschen endlich Eins.
Mit der Regenzeit kam endlich eine angenehme Temperatur bei uns an und alle Tätigkeiten wurde damit erträglicher. Ab und zu, wenn es dann mal zu heftig regnete, kam einiges an Wasser auch im Haus an .. Der Strom fiel aus …
Alles kein Problem, gemeinsam fanden wir immer eine Lösung. 🙂
Eine tolle Möglichkeit ergab sich durch den Regen im benachbarten Grundstück. Dort pflanzten wir etwas Gemüse, wie Mais und Kraut, an und konnten das somit gesparte Geld für dürftige Zeiten beiseite schaffen.

Die Kinder sind uns von Mal zu Mal immer mehr ans Herz gewachsen und der Gedanke, dass wir bald Abreisen würden, hat uns schier das Herz zerbrochen. Nun waren wir zu einer großen Familie gewachsen und einige der Kinder waren, und das meine ich vollkommen ernst, wie unsere eigenen.
Ich habe mich persönlich unheimlich in das jüngste Mädchen verliebt. Ihr Name ist Aisha und am liebsten hätte ich sie mit nach Deutschland genommen. Sie ist einfach zu meinem Baby geworden und aus diesem Grund fühle ich mich verdammt verantwortlich für sie …

Während unserer Zeit dort konnten wir ihnen alle Mögliche Hilfe bieten, die sie benötigten. Sei es ein teuerer Arztbesuch und die Medizin, eine neue Schuluniform und dafür zu sorgen, dass sie etwas zu Essen bekommen, da es z.B. kein Feuerholz gibt um das Essen zu Kochen. Tausende Male schießt einem der Gedanke durch den Kopf, wie es denn weitergeht, wenn man nicht mehr da ist und helfen kann …
Diese Situation ist einfach schrecklich und so ist uns auch der Abschied verdammt schwer gefallen …
Ich muss oft versuchen, meine Gedanken vom Waisenhaus abzulenken, da mir sonst die Tränen kommen …

Nina und ich haben für uns entschlossen, dass wir das Waisenhaus weiterhin unterstützen werden, Patenschaften übernehmen und auf jeden Fall eines Tages wieder hinfliegen werden, in unser zweites zu Hause, um nach dem Rechten schauen!
Einen ersten Schritt haben wir getan: Am Fischerfest in Vomberg hatten wir einen kleinen Stand, an dem wir Chai (kenianischen Tee) und Mahamri (Gebäck) anboten und über unsere wunderbare Erfahrung in Kenia erzählten.
(Der Erlös ging an das Waisenhaus)

Wir haben regelmäßigen Kontakt zu Jessica und Issac. Sie informieren uns immer über die neuesten Nachrichten von den Kids und allem drumherum. Das ist uns nämlich sehr wichtig!

Alles in Allem, war diese Reise die tollste Erfahrung die ich bis jetzt gemacht habe. Ich bin mir sicher, sie wird auch die Tollste bleiben und ich kann wirklich nur jedem raten etwas in dieser Art zu machen!
Es gibt Negative Seiten, es gibt Positive Seiten. Aber das macht das Leben schließlich aus und wichtig ist, was man aus so einer Sache mitnimmt und lernt.

Ich für mich dachte zu erst, dass ich mich während dieser Zeit nicht verändert hätte. Da habe ich mich sehr getäuscht.
Das fällt einem nämlich erst auf, wenn man wieder zu Hause ist. Hier regiert Stress und Hektik .. Damit kommt man irgendwie nach dem genazen Polepole gar nicht mehr klar .. Man sieht die Welt mit anderen Augen, geht auf Menschen völlig anders zu und genießt jede Sekunde des Luxus, in dem man lebt…

Ok, nun gut …. Jetzt ist Schluss, sonst komme ich doch zu keinem Ende …

Ich danke euch allen sehr für eure „offenen Augen“ und freien Minuten, in der ihr meine Mails durchgelesen habt! Hoffe sehr, dass sie nicht langweilig waren und etwas kenianisches Feeling rüber gekommen ist!
Asante Sana na Lala Salama!
(Vielen Dank und eine gute Nacht)