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23. Januar 2023

Leia Braunagel ist von Trainingsmöglichkeiten in den USA begeistert und kritisiert den DLV

Leia Braunagel, unsere Diskus-Queen, lebt, trainiert und studiert seit Anfang des Jahres in Amerika. Im Sommer kommt Leia für zwei Monate nach Deutschland, um an Wettkämpfen teilzunehmen. Vorerst fliegt aber der Diskus durch die USA. Hier hat Leia, exklusiv für uns, ihre ersten US-Eindrücke beschrieben:

„Ich wohne Off Campus mit einer Niederländerin zusammen. Wir sind jetzt erst mal umgezogen da die Gegend, in der wir die erste Wohnung hatten, uns nicht so sicher erschien. Jetzt leben wir Downtown, in einem großen Apartmentkomplex. Hier gefällt es mir richtig gut. Da es hier aber keine öffentlichen Verkehrsmittel gibt, nehme ich den Shuttle, der von der Universität bereitgestellt wird, um zum Campus zu kommen.

Die Unterstützung von den Trainern und Athleten ist aber auch enorm. Wenn ich mal einkaufen gehen muss, kann ich einfach nachfragen und es gibt bestimmt jemanden mit einem Auto, der einen zum nächsten Target oder Walmart mitnimmt.

Sportlich ist alles viel größer, hat einen ganz anderen Stellenwert und ist besser organisiert. Man ist ein Team. Man vertritt die Universität. Man hat eine andere Verantwortung. Es zählt das Miteinander und nicht nur der Konkurrenzkampf. Das gefällt mir echt gut!

Es ist natürlich eine große Umstellung, wenn man in Deutschland studiert hat. Hier sind wir ca. 15 Studierende in der „Vorlesung“ (ist ja eher eine Diskussionsrunde). Ich habe auch schon einen Kurs gewechselt, da ich den Dozenten aufgrund seines starken Akzents (er kommt aus Brasilien) schlecht verstanden habe. Aber das ging problemlos. Am Wochenende steht mein erster Wettkampf an, da freue ich mich schon drauf!

Nach 14 Tagen kann ich noch nicht viel mehr berichten.

Vor kurzem wurde mir aber klar, dass meine Entscheidung für mich die richtige war. Denn in der Presse wurde kein gutes Licht auf den Deutschen Leichtathletik-Verband geworfen. Der Mittelstreckenläufer Maximilian Thorwirth (ein Athletensprecher im DLV)  hat die Situation eigentlich sehr gut zusammengefasst: Es sei ja schön, wenn  der Verband große Konzepte anschiebe, „aber es wäre halt schon gut, wenn  diese grundlegenden Sachen funktionieren würden“  (Süddeutsche Zeitung).

Da kann ich solche Aussagen, wie: „ viele Athleten fühlen sich getäuscht und vom Verband im Stich gelassen“ ganz klar nachvollziehen! (Quelle: Süddeutsche Zeitung).

Ich sehe momentan eher eine schlechte Zukunft – vor allem für Nachwuchs-Leichtathleten – in Deutschland. Auch einige große Leichtathleten haben klar gemacht, dass bis 2028 wohl kaum Nachwuchsathleten übrigbleiben werden. Das finde ich sehr schade!

Auch für mich persönlich hat es so, ehrlich gesagt, keine sportliche Zukunft in Deutschland gegeben. Ohne Förderung durch die Sporthilfe, habe ich keine Chance den Sport auf dem gleichen Niveau auszuüben. Es blieben mir nur ein paar Optionen, nach Abschluss meines Bachelorstudiums: zu einem größeren Verein wechseln (das wollte ich auf keinen Fall), Sponsoren finden (das ist so gut wie unmöglich), aufzuhören (einfach nein) oder in die USA zu gehen… ich denke ich habe mich für die beste Option entschieden. Ich hoffe aber sehr, dass es endlich mal einen Umbruch in den DLV Förderungsstrukturen geben wird. Denn eins ist klar, so kann es nicht weitergehen!

Alles in allem, bin ich froh, jetzt hier an der Wake Forest University zu sein. Im Anhang habe ich ein paar Eindrücke eingefügt.

 Liebe Grüße aus Winston-Salem
Leia“