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6. August 2021

Carl Dohmann: Schneller als in Doha und trotzdem nur Platz 33

Jonathan Hilbert gewinnt überraschend Silber im letzten olympischen 50 km-Gehen

Che – Mit einer dicken Überraschung aber auch viel Enttäuschung endete aus deutscher Sicht das olympische 50 Kilometer Gehen in Sapporo. Die Sensation gelang dem Thüringer Jonathan Hilbert. Der schnappte sich nach einem beherzten Rennen hinter dem Polen Dawid Tomala die Silbermedaille. „Ich wusste, es wird ein ganz besonderer Tag“, kommentierte Hilbert den größten Erfolg seiner Karriere.

Selbstbewusst marschierte er immer ganz vorne mit und beendete das das letzte 50 Kilometer Gehen bei Olympischen Spielen nach 3:50,44 Stunden. Es ist seit 29 Jahren das erste olympische Edelmetall für einen deutschen Geher. Zuletzt gelang das dem Bundestrainer Ronald Weigel mit Bronze bei den Olympischen Spielen in Barcelona 1992.

Enttäuschend verlief der Wettbewerb für die beiden Baden-Badener Athleten Carl Dohmann (SCL Heel) und Nathaniel Seiler (TV Bühlertal). Sie belegten die Plätze 33 und 42. Beide hatten sich deutlich bessere Platzierungen ausgerechnet.

Carl Dohmann und der spätere Sieger Dawid Tomala

Carl Dohmann hielt sich zunächst streng an seine Marschroute. Auf den ersten 30 Kilometern den Puls nicht über 165 Schläge pro Minute treiben, um dann auf den letzten 20 Kilometern das Feld aufzurollen. Bei 86 Prozent Luftfeuchtigkeit und Temperaturen um die 28 Grad war diese Defensiv-Taktik durchaus angebracht und hatte bei der Weltmeisterschaft in Doha am Ende mit Platz sieben großen Erfolg.

In Sapporo wollte dieser Plan nicht aufgehen. Dohmann bewegte sich bis Kilometer 25 ziemlich am Ende des Feldes der 60 Geher. Ab Kilometer 30

kämpfte er sich dann tatsächlich von Runde zu Runde nach vorne, von Rang 46 auf Platz 27. Soweit stimmte die Taktik. Auf den letzten 5 Kilometern überkam Dohmann eine Schwächephase. Die warf ihn sechs Plätze zurück. Als 33. ging er die Strecke in 4:07,18 Stunden und damit ziemlich genau drei Minuten schneller als bei seinem siebten Platz bei der Hitze-WM von Doha. Im Ziel platzte allerdings der Frust aus ihm heraus: “Ich bin enttäuscht von meiner Leistung. Nach meinen Top Ten-Platzierungen in London, Berlin und Doha hatte ich natürlich nicht den Anspruch nicht mal unter die ersten 30 zu kommen”. Sein Mindestziel hatte er immerhin erreicht: durchhalten und ankommen. Die Schlappe von Rio kann er sich bis heute nicht verzeihen und wieder gibt sich Carl Dohmann nachdenklich:

“Ich denke an alle Menschen, die mich unterstützt haben, allen voran an meinen Trainer Robert Ihly, der in guten sowie in schlechten Zeiten für mich da war. Und auch an meine Familie, an meine Freunde und alle Unterstützer. Ich habe versucht, mich mit einer guten Leistung zu bedanken. Das ist mir leider nicht gelungen”.

Nathaniel Seiler an der Wasserstation

Ganz anders verlief das Rennen für Robert Ihlys zweiten Athleten, Nathaniel Seiler. Seiler begann sehr couragiert im Mittelfeld, führte zwischendurch das Feld der zweiten Verfolgergruppe an. Bei Kilometer 30 sah es aus, als könnte Nathaniel Seiler sein selbst gestecktes Ziel erreichen und unter die Top 20 gehen. Bis auf Platz 23 hatte er sich vorgekämpft.

Zwischen Kilometer 35 und 40 schlug dann der Mann mit dem “Hammer” zu, so sagen die Geher, wenn plötzlich nichts mehr geht. Seiler wurde von Runde zu Runde langsamer, sein Gang verlor an Dynamik. Etwa bei Kilometer 39 zog Carl Dohmann an ihm vorbei. Seiler bewies aber weiter großen Kampfgeist und erreichte das Ziel in 4:15,37 Stunden. Auch ihm war “Ankommen” ganz wichtig, denn bei der WM in Doha musste er das Rennen wenige Kilometer vor dem Ziel völlig erschöpft aufgeben.

Im nächsten Jahr stehen Europa- und Weltmeisterschaften auf dem Plan, da können beide neue Herausforderungen anpeilen, auf dann verkürzten 35 Kilometern. Bereits am 26. September wollen Dohmann und Seiler erneut mit- und gegeneinander antreten. Im Aumattstadion finden dann die süddeutschen Meisterschaften im Gehen statt.

50 km Weltrekordler Yohann Diniz (Frankreich) macht „Zwischenstopp“ bei Robert Ihly am deutschen Getränkestand. Diniz machte mit spektakulären Aktionen auf sich aufmerksam, stieg dann aber aus dem rennen aus.