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8. November 2015

Carl unterwegs nach Rio – Teil 1

Der Olymp in Rio. Foto: Vossoogh

Der Olymp in Rio. Foto: Vossoogh

Carl Dohmann 3 auf dem Weg zur Deutschen Meisterschaft

Carl Dohmann 3 auf dem Weg zum DM Titel

Es ist dieser eine Termin – der 19. August 2016. Das ist der Tag auf den Carl jetzt hinarbeitet. Die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro. Dass einmal ein Sportler aus unseren Reihen dieses Ziel realistisch vor Augen hat ist schon eine sensationelle Sache. Wir wollen Carl auf dem Weg dahin begleiten, ihn unterstützen und fördern, so gut es geht. Ab jetzt wird es jeden ersten Samstag im Monat eine Kolumne von Carl Dohmann im Badischen Tagblatt geben. Hier auf unserer Homepage wird sie dann ebenfalls zu lesen sein. Teil 1 ist soeben erschienen….

von Carl Dohmann

Was haben Sie diesen Oktober gemacht? Vielleicht hat es Sie zwischendurch in die Wärme gezogen, nach Südfrankreich vielleicht oder Italien, oder auch nach Mallorca. Vielleicht haben Sie auch die letzten paar warmen Tage in Deutschland genossen: Bei einem Bier oder einem Cappuccino im Freien, vielleicht aber auch bei einem Spaziergang am Rhein. Einen solchen habe ich

Carl Dohmann > Deutscher Meister 50 km Gehen

Carl Dohmann > Deutscher Meister 50 km Gehen

unternommen, aber etwas anders, als Sie denken. Und nicht bei uns im Badischen, sondern in Andernach, einem kleinen Ort im Norden von Rheinland-Pfalz. Auf der 1000-Meter-Pendelstrecke, direkt am Rheinufer gelegen, bin ich am 10. Oktober Deutscher Meister im 50 Kilometer Gehen geworden. Und viel wichtiger: Ich habe das geschafft, was ich mir seit Jahren erträumt hatte, nämlich die Norm für die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro erfüllt. Ein sehr erfolgreicher Oktober für mich also, aber auch einer, der das Ergebnis großer Anstrengungen und Entbehrungen war.

Wagen wir einen Blick zwei Jahre zurück: Ich hatte in Gleina (Sachsen-Anhalt) gerade meinen ersten Wettkampf über 50 Kilometer Gehen absolviert und war zum ersten Mal in der Männerklasse Deutscher Meister geworden. Gehen übrigens – für diejenigen, die damit bisher nichts anfangen konnten – ist eine Disziplin in der Leichtathletik, bei der im Gegensatz zum Laufen immer mindestens ein Fuß auf dem Boden sein muss. Das Knie des vorderen Beins muss zudem vollständig durchgestreckt sein, sobald man mit dem Fuß aufsetzt. Kampfrichter überwachen permanent die Einhaltung der Regeln, bei mehrmaligem Verstoß kann man disqualifiziert werden. Das ist mir zweimal 2011 passiert, seitdem bin ich in der Regel ohne größere Beanstandungen durchgekommen. 20 und 50 Kilometer sind die beiden olympischen Distanzen im Gehen, wobei die 50 Kilometer nur von Männern gegangen werden dürfen. Aber zurück in die Vergangenheit: Das gelungene Debüt über die lange Distanz brachte mich dazu, es im Hinblick auf die DSC_0013Leichtathletik-EM 2014 in Zürich erneut über diese Strecke zu versuchen. Ich schaffte im März die Norm und belegte bei der EM einen ganz ordentlichen 15. Platz – gleichzeitig die Qualifikation für die Weltmeisterschaft in Peking diesen August. Dort lief es aber nicht so gut: Eine Verletzung im Vorfeld der WM brachte mich um eine ideale Vorbereitung und ich konnte das hohe Tempo bei der WM nicht mitgehen. Nach der Hälfte der Strecke beendete ich das Rennen (ja, man kann auch beim Gehen von „Rennen“ sprechen – man redet ja auch von Rad- und Autorennen, obwohl da auch niemand rennt). DSC01531Enttäuscht, aber auch meiner eigentlich guten Form in diesem Jahr bewusst, steuerte ich die Deutsche Meisterschaft in Andernach an – und erfüllte dort die Olympia-Norm.

Die offizielle Nominierung erfolgt zwar erst im nächsten Jahr, jedoch kann man bereits jetzt davon ausgehen, dass ich am 19. August den olympischen Wettkampf über 50 Kilometer in Angriff nehmen kann. Die Vorbereitung darauf beginnt jetzt – und ich möchte Sie, liebe Leserinnen und Leser, mit auf den Weg nehmen. Jeden ersten Samstag im Monat werde ich hier von meiner Vorbereitung berichten, von Trainingslagern, Wettkämpfen, Höhen und Tiefen im Saisonverlauf. Ich werde ein bisschen aus dem ganz normalen Alltag eines Sportlerlebens erzählen, aber auch von der Vereinbarung von Training und Studium – auch wenn ich letzteres im Hinblick auf Rio etwas zurückstecken werde.

Zebras auf der Strecke in Südafrika

Zebras auf der Strecke in Südafrika

Noch ein paar Worte zu mir: Ich bin 25 Jahre alt, bin mit 9 Jahren mit meiner Familie von Bochum nach Baden-Baden gezogen. 2009 habe ich am Richard-Wagner-Gymnasium mein Abitur gemacht. Seit sechs Jahren studiere ich an der Uni Freiburg, zuerst
Geschichte, jetzt Volkswirtschaftslehre. Ich wohne zurzeit mit zwei Ringerinnen und einem Ringer zusammen in einer Sportler-WG in der Nähe des Schwarzwaldstadions, wo der SC Freiburg seine Heimspiele austrägt. Noch heute starte ich aber für den SCL -Heel Baden-Baden, den Verein, den ich auch im Olympiajahr vertreten werde. Mein langjähriger Trainer ist der ehemalige Topathlet Robert Ihly, der 2000 in Sydney als bisher letzter badischer Geher bei Olympischen Spielen dabei war. Um in Rio in Topform zu sein, werde ich diese Saison einige Trainingslager nutzen – das erste bereits ab dem 24. November in Stellenbosch (Südafrika). Ich freue mich schon, Ihnen davon zu berichten!

Wir lesen uns.