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21. Juli 2014

Carl Dohmann berichtet vom EM-Trainingslager in Bulgarien

Carl Dohmann vom SCL Heel schickt allen Leichtathleten schöne Grüße. Gerade kam er vom Trainingslager aus Bulgarien zurück. Dort hat er sich vier Wochen lang auf seinen EM-Start am Freitag, 15. August, vorbereitet. Hier sein Bericht:

Unterkunft von der Seite (1)StauseeSeit dem 23. Juni war ich mit anderen Gehern zusammen auf dem „Belmeken“. Der Belmeken ist sozusagen der Hausberg der Stadt Velingrad, auf dem wir in 2000m Höhe die Grundlagen für die Gehwettkämpfe bei der EM in Zürich gelegt haben. Das Sportlerhotel, in dem wir wohnten, wurde in den 1960er Jahren vom bulgarischen Verband in Zusammenarbeit mit der DDR errichtet, um den osteuropäischen Sportlern ideale Trainingsbedingungen im Gebirge zu bieten. Hier bereiten sich Jahr für Jahr die deutschen Geher auf Olympische Spiele, Welt- und Europameisterschaften vor, seit der Wende auch die aus der Bundesrepublik. So hat sich mein Trainer Robert Ihly zum Beispiel auch 1999 auf dem Belmeken auf die Weltmeisterschaft in Sevilla vorbereitet, bei der er über 50 Kilometer Fünfter wurde.Zusammen mit den Potsdamer Gehern Christopher Linke, Hagen Pohle und Nils Gloger, die bei der EM über 20 Kilometer starten werden, und Bundestrainer Ronald Weigel habe ich hier vor knapp vier Wochen die Zelte aufgeschlagen. Während diese bereits etwas früher abgereist sind, um noch ein bisschen in Potsdam zu trainieren und sich dann direkt in den Schweizer Alpen auf den Wettkampf in Zürich vorzubereiten, bin ich noch bis zum 17. Juli in Bulgarien geblieben. Peter Selzer, der langjährige Trainer von André Höhne, der bis 2012 der deutsche Vorzeigegeher war, und der Potsdamer Geher Nils Brembach waren in der Zwischenzeit angereist, um mich in der letzten Trainingswoche zu unterstützen. Dafür vielen Dank den beiden!

Das Training war außergewöhnlich hart, weil die Strecken teilweise sehr hügelig waren und darüber hinaus der Wind manchmal sehr heftig geweht hat. Wir haben größtenteils an einem Stausee trainiert, der zwei Kilometer von unserem Hotel entfernt war. Der letzte Kilometer zurück zum Hotel ging dann nochmal ganz schön berghoch, was uns nach den langen Strecken bis 40 Kilometer noch die letzten Körner gekostet hat. Für Regeneration war aber gesorgt, weil die Unterkunft mit Sauna, Kältebecken, Schwimmbecken und Unterwassermassage gut ausgestattet war. Darüber hinaus gab es auch mehrere Krafträume und eine Aschenbahn. Manchmal gingen wir nach dem Training auch zum nahegelegenen Fluss, um unsere Beine dort abzukühlen (das Wasser war sehr kalt).

AschenbahnTrainingsstrecke am Stausee (2)Unterkunft von vorne (1)Trainingsstrecke (1)Insgesamt machten wir einige interessante Erfahrungen, nicht zuletzt auch mit Kühen, Schafen und (manchmal etwas übel gelaunten) Hunden, die nicht selten auf unsere Trainingsstrecke kamen und uns Gesellschaft leisteten. Trotzdem war es auf Dauer auch sehr eintönig, weil der Ort wenig Abwechslung bot und die nächsten bewohnten Orte ein gutes Stück Autofahrt entfernt waren. Highlights waren natürlich die deutschen Fußball-WM-Spiele, die wir uns zusammen im Hotel-Café oder, wenn es spät wurde, auf dem Zimmer anschauten. Außerdem kamen wir in Kontakt mit den anderen Sportlern, die gleichzeitig auf dem Belmeken trainierten. So waren zum Beispiel Ruderer, Marathonläufer, Ringer, Badmintonspieler und Orientierungsläufer aus verschiedenen Ländern wie Serbien, Russland, Estland, Aserbaidschan und Norwegen da. Wir trafen auch Kubrat Pulev, den besten bulgarischen Boxer, der am 6. September in Hamburg gegen Wladimir Klitschko antreten wird. Für jedes Land, aus dem gerade einige Sportler da waren, wurde vor dem Hotel die Landesflagge gehisst, so für uns auch die Deutschland-Fahne.

Trotz der sehr guten Trainingsbedingungen merkte man auch, dass Bulgarien ein sehr armes Land ist. Die meisten Straßen und Häuser sind schon seit sehr langem nicht renoviert worden und der Durchschnittslohn ist für ein europäisches Land sehr gering. Trotzdem hat Bulgarien, wie ich finde, auch ein gewisses Flair, was man mit Worten allerdings schwer beschreiben kann.

Ich hoffe, dass mich das Training dort wieder ein Stück nach vorne gebracht hat und ich nun gut abgehärtet für meine 50 Kilometer in Zürich bin. Ich freue mich schon, dort einige von euch an der Strecke zu sehen!

Bis dahin,

Euer Carl