Grüße von Carl Dohmann aus dem Trainingslager in Flagstaff (Arizona)
Herzliche Grüße aus dem Höhentrainingslager in Flagstaff (Arizona) in den USA! Zusammen mit den Potsdamer Gehern Christopher Linke, Hagen Pohle und Nils Gloger und dem Bundestrainer Ronald Weigel bin ich hier seit Ende Februar am trainieren. Wir vier Geher wohnen in einem Apartment am Rande der Stadt mit Selbstverpflegung. Unsere Trainingsstrecke, eine 2,5-Kilometer-Runde, liegt direkt vor unserem Haus. Etwas weiter entfernt haben wir teilweise auch auf einer Bergstrecke trainiert. Zudem gibt es nicht weit entfernt ein Sportzentrum mit einem Kraftraum sowie zwei Whirlpools und Saunen zur Regeneration.
Flagstaff liegt auf gut 2100 Meter Höhe. Die erste Woche war deshalb sehr gewöhnungsbedürftig bei der dünnen Luft, wir haben uns mit der Zeit aber daran gewöhnt. Seit kurzer Zeit sind auch einige deutsche Mittel- und Langstreckenläufer vor Ort. Wegen der Höhenluft ist Flagstaff ein beliebter Ort für Trainingslager. Außerdem wohnen einige Studenten auch aus Deutschland hier, weil die Northern Arizona University in Flagstaff in manchen Studiengängen von großer Bedeutung ist. Wir waren auch in der Mensa dort essen. Die Auswahl an Speisen ist sehr groß, neben herkömmlichen Speisen wie Nudeln und Reis wird allerdings auch viel Fast Food angeboten.
Glück hatten wir die meiste Zeit mit dem Wetter. Meist bei Sonne und Temperaturen um 15 Grad ließ es sich ganz gut trainieren. Allerdings war dies nicht immer so. Die ersten Tage waren noch relativ kalt und zwischendurch hatten wir plötzlich Schnee, was das Training schon etwas beeinträchtigt hat. Er taut hier aber sehr schnell, deshalb konnten wir nach zwei Tagen schon wieder unser normales Training durchziehen.
Ein weiterer Vorteil von Flagstaff ist die Lage in Arizona, denn von hier aus kann man einige berühmte Sehenswürdigkeiten und Attraktionen erreichen. Ein Beispiel ist die historische Route 66, wohl eine der berühmtesten Straßen der Welt, die direkt durch Flagstaff führt. Es ist erstaunlich, sich von der Autobahn aus die Gegend anzusehen: Überall Berge und Steppe, kilometerweit ist keine Stadt, keine einzige Siedlung zu sehen.
Die Ruhetage konnten wir für Ausflüge nutzen, was bei der Gegend ein Muss war. In der ersten Woche des Trainingslagers waren wir am Meteor Crater (auch Barringer-Krater), ein 180 Meter tiefes Einschlagloch mit einem Durchmesser von 1,2 Kilometern, das vor rund 50000 Jahren durch einen Meteoriteneinschlag entstanden ist. In der Mitte wurde die US-amerikanische Flagge angebracht, die man vom Rand des Kraters aus nur mit einem Fernrohr erkennen kann.
Einen späteren Ruhetag nutzten wir für eine Fahrt zum berühmten Grand Canyon. Obwohl er nicht der größte Canyon der Welt ist (der Kupfer-Canyon in Mexiko ist noch größer), ist er mit seinen 450 Kilometern Länge atemberaubend. Von verschiedenen Standpunkten aus haben wir die riesige Schlucht mit den vielen Erhebungen besichtigt und uns im Museum einen kurzen Film über den Grand Canyon angeschaut. Das komische an dem Canyon ist, dass man das Gefühl hat, auf eine riesige Leinwand zu schauen, weil er von Weitem so unwirklich aussieht.
Nach zwei Wochen Training wurden wir mit einer Fahrt nach Las Vegas belohnt, wo wir eine Nacht verbrachten. Las Vegas ist tatsächlich genauso, wie wir uns das vorgestellt hatten: viel Show in der Stadt, in jedem Hotel ein Spielcasino direkt am Eingang, beeindruckende Gebäude und detailgetreue Nachbauten von einigen bekannten Sehenswürdigkeiten der Welt wie der Freiheitsstatue und dem Eiffelturm (nur nicht ganz so groß). Beeindruckend ist auch die Achterbahn am Hotel „New York, New York“, die fest in den New Yorker Stadtteil integriert ist. Leider sind wir nicht damit gefahren, weil unsere Zeit dann doch etwas zu knapp war, schließlich wollten wir noch viele andere Dinge sehen und uns auch mal am Glücksspiel versuchen. Leider hatten wir kein Glück. Bei den
Spielautomaten schien die Niederlage vorprogrammiert zu sein und beim Roulette hatten wir das Pech, zweimal auf die falsche Farbe gesetzt zu haben. Dabei waren wir uns so sicher! Auf der Straße wollte man uns immer wieder eine kostenlose Limousine andrehen, die uns zum nächsten Stripclub fahren sollte. Den Haken haben wir nicht herausgefunden, wir haben uns aber trotzdem nicht darauf eingelassen. Am nächsten Tag, auf der Rückfahrt nach Flagstaff, sind wir an der Grenze zwischen Nevada und Arizona noch am bekannten Hoover Dam vorbeigekommen, dem größten Stausee der USA, und haben ihn kurz besichtigt.
Nach einer weiteren Woche Training geht unser Trainingslager nun zu Ende. Wir haben viele Eindrücke gewonnen, vor allem aber viel Schweiß dagelassen und sind viele Kilometer gegangen. Am Freitag werden wir wieder in Deutschland landen. Dann geht es darum, uns gut wieder an das heimische Klima und die Zeitumstellung anzupassen (hier ist es gerade acht Stunden früher als in Deutschland). Am 13. April steht in Podebrady (Tschechien) dann der erste Wettkampf des Jahres über 20 Kilometer an. Bis dahin!
Euer Carl