Direkt zum Inhalt
Direkt zur Hauptnavigation

Inhalt:
4. Januar 2013

Wolfgang Bolg ist tot: Wir verlieren ein großes menschliches Vorbild

Ein großer Mann des Baden-Badener Sports ist tot: Der langjährige Gesundheitssport-Trainer des SCL Heel Baden-Baden, Wolfgang Bolg, verstarb nach langer Krankheit im Alter von 75 Jahren. „Wir alle verlieren mit unserem Ehrenmitglied nicht nur ein sportliches, sondern vor allem ein großes menschliches Vorbild, er hat selbstlos über 50 Jahre dem Verein und seinen Mitgliedern gedient“, so SCL Heel Vorstand Bernd Hefter. Wolfgang Bolg hat fünf Jahrzehnte die Gesundheitssportgruppe geleitet und in dieser Zeit nicht nur 2500 Trainingsabende absolviert, bei Wind und Wetter, egal ob es geregnet, geschneit oder gehagelt hat.

Er hat die Leichtathletik in Baden-Baden mit seinem unermüdlichen Engagement aufgebaut. Dieser Sport war seine große Leidenschaft. Wolfgang Bolg hat in all den Jahren das Rückgrat des Vereins geformt: Eine Gruppe von 60 bis 70 Sportlern, die er zu einer echten Gemeinschaft zusammengeschweißt hat und die heute weiter hält. Bolg war „welttauglich und mit dem nötigen Sexappeal ausgestattet, um auch Frauen in die anfangs belächelte Gesundheitssportgruppe zu locken“, so ein alter Weggefährte.

Für Wolfgang Bolg war Sport nicht nur körperliche Betätigung. Er war der Philosoph unter den Trainern. Für Bolg war Ästhetik der Körperhaltung und Anmutung der Körpersprache die eigentliche Botschaft in seinen Trainingsstunden. Auf Eleganz kam es ihm an, das hat er in seine Arbeit einfließen lassen und das war auch das verbindende Element zu seinem Beruf.

Wolfgang Bolg war ein Künstler, ausgestattet mit einer Fähigkeit, die heute nur noch ganz wenige besitzen. Seine Werke sind an vielen historischen Orten im In- und Ausland zu bewundern. Wolfgang Bolg fertigte Ofenkacheln, moderne und solche für historische Kachelöfen. Er rekonstruierte fehlende Stücke, studierte aufwendige Reliefs, kunstvolle Bemalungen und Glasuren, und formte fehlende Stücke dem historischen Vorbild nach.

Im Straßburger Rohan Schloss stehen zwei Fayence-Öfen, die Wolfgang Bolg nach einem Bild originalgetreu rekonstruiert hat. Weil sich keine französische Firma an diese Aufgabe heran traute, machte der „Kachelmann“ aus Baden-Oos die Rohan Öfen zu seinem Lebenswerk. Es sind Öfen mit Vergangenheit und Tiefgang. Der französische Kardinal Louis de Rohan ließ sie anlässlich des Besuchs von Marie Antoinette, der Frau des französischen Königs Ludwig XVI, im Jahr 1770 errichten.

Sechs Jahre arbeitete Wolfgang Bolg an der Rekonstruktion dieser beiden Öfen mit aufwändigen Medaillons und Kannelüren.

Dabei stand er nicht nur am Zeichenbrett, sondern stellte Schablonen her für Gipsmodelle, experimentierte mit Farben und Formen. Bis jede einzelne Kachel dem Original entsprach, wälzte er Fachliteratur oder besprach sich mit Kunsthistorikern. Seit Mitte der 50er Jahre arbeitete Wolfgang Bolg für die Baden-Ooser Ofenkachelfabrik Emil Löw KG, ab 2002 dann für den Nachfolger Axel Eisenack. Und weil seine Fähigkeiten so einmalig waren, machte Bolg mit 65 Jahren noch lange nicht Schluss, sondern arbeitete bis weit über die 70 hinaus, um einem Nachfolger seine Fertigkeiten zu vermitteln. Es ist nicht leicht, aus kleinen Kachelfragmenten zerstörter historischer Öfen die gesamte Kachel und den gesamten Ofen zu rekonstruieren. Wo immer es ihm gelang, steht jetzt ein Wunderwerk der Handwerkskunst, so im Schloss Versailles wie auch in den Vogtsbauernhöfen oder auf verschiedenen Burgen und Schlössern in der Region. Und wenn es modern und trendig sein sollte – auch das war für den „Kachelmann“ kein Problem -, auch die ein oder andere Hotelsuite der Luxusklasse beherbergt einen stillen Zeugen seiner großartigen Handwerkskunst.

Wolfgang Bolg hat über all seine Fähigkeiten wenig geredet, er war eher still, zurückhaltend, aber ein Mensch mit Tiefgang und Wissen, der mit wenigen Worten und Gesten seine Mitmenschen beeindrucken und gewinnen konnte. Als Sportler war er ein Allrounder, ein Alleskönner. Noch heute steht sein Name für mehrere Vereinsrekorde des SCL Heel Baden-Baden im Mehrkampf.