SCL Heel Vorstand ernennt Robert Ihly zum Ehrentrainer

Er ist 20 Jahre lang der Mann hinter Carl Dohmann gewesen, nun endet seine Tätigkeit für den SCL Heel. Robert Ihly scheidet aus dem Trainerteam aus, nachdem Carl seinen Rücktritt vom Hochleistungssport verkündet hat. Als Dank und Anerkennung für seine überaus erfolgreiche Trainertätigkeit, ernennt der SCL Heel Vorstand Robert Ihly zum Ehrentrainer. Wir berichten hier über die erfolgreichen Trainer- und Athleten-Jahre von Robert Ihly:
Als Robert Ihly am 22. Juli 2021 abends in den Flieger nach Japan stieg, hatte er ein Déjà-vue-Erlebnis. 30 Jahre zuvor flog Ihly schon einmal ins Land der aufgehenden Sonne. Sein Ziel war die Leichtathletik Weltmeisterschaft in Tokio. Damals war Robert Ihly als Athlet im 20 Kilometer Gehen am Start, er wurde Sechster. 2021 stieg er als erfolgreicher Trainer der deutschen Race-Walker in den Flieger mit dem Ziel Olympische Spiele in Tokio.
Robert Ihly machte in seinem sportlichen Hobby eine erstaunliche Karriere, zunächst als Athlet und seit rund 20 Jahren als Trainer. Mit Nathaniel Seiler (TV Bühlertal) und Carl Dohmann (SCL Heel Baden-Baden) trainiert Ihly zwei internationale Top-Athleten, die in der Weltrangliste im 50 Kilometer Gehen unmittelbar hintereinander auf Rang 18 und 19 stehen. Beide haben sich für die Olympischen Spiele qualifiziert.
„Die Spiele sind der Traum eines jeden Trainers, für mich ist es eine große Genugtuung, mit Carl und Nathaniel gleich zwei Athleten dabei zu haben. Viele haben nicht daran geglaubt, dass ich die beiden soweit bringe, das macht mich auch stolz“, beschreibt der studierte Bauingenieur seine Gefühlswelt.
Seine Erinnerungen an die Tokio-WM von 1991 sind nach wie vor großartig. „Japan ist ein unglaublich schönes Land, die Japaner sind sehr freundlich, sie verbeugen sich, wir hatten auch die Möglichkeit Land und Leute kennen zu lernen“. Dieses Mal fürchtet Robert Ihly, von den Menschen und ihrer Lebenswelt eher abgeschnitten zu sein. Die Athleten werden sich vermutlich nur in einer Blase bewegen dürfen, die wenig bis keine Berührung zu den Einheimischen zulässt. „Corona wird schwer auf diesen Spielen lasten“, ist Ihly sicher.
Geboren wurde Robert Ihly in einem Dorf im Ural. Aufgewachsen ist er in Bischkek, der Hauptstadt im heutigen Kirgisistan. Allein der Name Ihly verrät seine urdeutsche Abstammung. Zwischen 1799 und 1804, so hat er selbst recherchiert, ist die Familie in die Südukraine ausgewandert. „Meine Familie stammt ursprünglich aus Malsch bei Karlsruhe und gehörte dann zur Gruppe der sogenannten Schwarzmeerdeutschen“.
Aufgewachsen ist Ihly also in der Sowjetunion, Sport gehörte zum Leben der Jugendlichen dazu, Robert Ihly zeigte sich aber in allen möglichen Sportarten als ziemlich talentfrei. Als es schließlich mit dem Langstreckenlauf nicht klappte, sah sein damaliger Trainer das Gehen als letzte Möglichkeit. „Ich bin überall hinterhergelaufen, aber mit dem Gehen hat es plötzlich geklappt, ich hatte erste Erfolge“.
Die ganz großen sportlichen Ehren kamen dann aber erst nach der Auswanderung 1989: Er lernte die Übergangswohnheime zunächst in Nürnberg, dann Rastatt, dann Bad Peterstal kennen. Eine Tante, die bereits in Deutschland lebte, vermittelte ihm dann eine Wohnung in Schutterwald. Dort fand er dann mit Gerhard Böhle einen Trainer, der ihn richtig nach vorn brachte und dem es gelungen ist Gehfehler auszumerzen. Denn beim Gehen zählt auch der „Stil“: Bodenkontakt und Beinstreckung.
Kaum ein Jahr in Deutschland gewann er alle Wettbewerbe, schaffte sogar den deutschen Rekord im 20 Kilometer Gehen. Danach ging es sportlich steil nach oben.
Beruflich baut Robert Ihly Häuser und Industrieanlagen, sportlich sammelte er 14 deutsche Meistertitel, nahm an drei Europameisterschaften, fünf Weltmeisterschaften und mit Barcelona (1992), Atlanta (1996) und Sidney (2000) an drei Olympischen Spielen teil. Seine international beste Platzierung erreichte er bei der Weltmeisterschaft in Sevilla. Bei Gluthitze ging er über 50 Kilometer in 3:53,50 Stunden als Fünfter ins Ziel. Allein die Vorbereitung auf diesen Wettkampf war für ihn schwierig, musste er beruflich ein halbes Jahr lang zwischen Schutterwald und St. Petersburg pendeln.
Nach Sidney beendete Ihly schließlich seine sportliche Laufbahn. Dann kam Helmut Munz ins Spiel, der Fachwart für das Gehen im Badischen Leichtathletik Verband. Er überredete Ihly zum Trainerjob und gemeinsam haben sie sich zum Ziel gesetzt, das Gehen im Südwesten populär zu machen. Mit den zwei Olympiagehern Carl Dohmann und Nathaniel Seiler ist das gelungen.
Was aber fasziniert Robert Ihly am Gehen, das in Deutschland weithin belächelt, aber in vielen Ländern wie Japan, China, Russland aber auch in Frankreich hoch geschätzt wird?
„Gehen ist ein Sport, der vor allem im Kopf stattfindet. Man muss verstehen lernen wie man 50 Kilometer geht, man muss seinen Körper in jeder Sekunde unter Kontrolle haben, das bedarf neben dem körperlichen Training einer ausgeklügelten mentalen Taktik. Beim Gehen entscheidet der Kopf. Wer die 50 Kilometer schafft, beweist enorme psychische Stärke, das macht das Gehen so faszinierend“.
Diese mentale Stärke vermittelt er auch seinen beiden Athleten: „Als Trainer muss man hart sein, aber auch ein guter Freund zu den Athleten“.




















