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12. November 2018

Bianca Dittrich wechselt zum SCL Heel Baden-Baden

Seit Mitte Oktober ist Bianca Dittrich Deutschlands beste Geherin über 50 Kilometer. Bei einem internationalen Wettkampf in Aschersleben wagte sie sich erstmals auf die „Hammer“-Strecke und ging tolle 4:42,58 Stunden.  Die 25 jährige Fremdsprachenkorrespondentin hat damit eine richtig gute Marke gesetzt, die als deutsche Bestzeit zu werten ist. Fünf Mal hat die gebürtige Regensburgerin bereits deutsche Meisterschaften im Gehen gewonnen. Nach zweijähriger Pause möchte sie nun unter ihrem neuen Trainer Robert Ihly wieder angreifen und auch international mitkämpfen. Mit ihrer Bestzeit wäre sie bei der Leichathletik-EM in Berlin im Damen-Wettbewerb auf Platz 13 ins Ziel gekommen. 

Zum 1. Januar wechselt Bianca Dittrich vom SC im.puls Erfurt zum SCL Heel Baden-Baden. Im Interview mit Bernd Hefter stellt sich die erfolgreiche Geherin vor:

Bianca, es freut uns sehr, dass Du im kommenden Jahr für den SCL Heel starten wirst und begrüßen Dich sehr herzlich als unser neues Mitglied. Wie siehst Du Deine sportliche Zukunft im SCL Heel Baden-Baden?

Ich bin im Oktober 2018 von Erfurt nach Freiburg gezogen, weil ich nach Beendigung meines Fremdsprachenpädagogikstudiums einen sportlichen Neuanfang wagen wollte. Mit der Unterstützung meines Trainers Robert Ihly sowie meinen beiden Trainingskollegen Carl Dohmann und Nathaniel Seiler kann ich mir für die Saison 2019 erstmals ambitioniertere Ziele setzen,…beispielsweise möchte ich auf internationaler Ebene meine ersten Erfahrungen sammeln. Dass mich der SCL Heel Baden-Baden auf meinem Weg unterstützen möchte, ist für mich eine große Ehre und ich hoffe, meine Dankbarkeit in Form von sportlichen Leistungen ausdrücken zu können.

Wie sieht Dein Trainingsplan aus?

… vermutlich gar nicht so prall gefüllt, wie man es eigentlich von 50km-Athleten erwartet. Ich musste meinen Trainingsplan meinen Arbeitszeiten anpassen, weil ich wochentags von 9:00 bis 18:00 Uhr im Büro sitze. Entweder trainiere ich vor oder direkt nach der Arbeit, aber nicht mehr als eine Stunde. Mittwochs ist der Haupttrainingstag, an dem ich die Sportschuhe morgens und abends schnüre, aber auch diese Einheiten sind nicht zeitintensiv. Den längeren Strecken widme ich mich lediglich am Wochenende. Das sind auch die Trainingseinheiten, die ich gemeinsam mit meiner Trainingsgruppe absolviere. Unter der Woche trainiere ich weitestgehend individuell. Das ist nicht ganz einfach und erfordert sehr viel Ehrgeiz und Disziplin, aber mittlerweile bekomme ich das ganz gut hin.

Warum ist Sport insbesondere das Gehen für Dich so wichtig?

Ich empfinde Sport als Ausgleich zur Arbeit und zum Studium im Allgemeinen als extrem wichtig. Wenn ich den ganzen Tag sitzende Tätigkeiten ausübe, verspüre ich irgendwann immer einen regelrechten Drang nach Bewegung, was nicht zuletzt daran liegen kann, dass ich schon im Alter von elf Jahren mit dem Gehsport begonnen habe und regelmäßiges Training seither fester Bestandteil meines Alltags ist, den ich auch nicht mehr missen möchte. Beim Gehen trainiere ich Ausdauer und Koordination gleichsam, wodurch es nie langweilig wird und mir auch dabei hilft, Stress abzubauen, wenn es von Nöten ist.

Was fasziniert Dich an der Leichtathletik?

… die Vielfalt. Seit der Ausgliederung unserer Disziplin aus dem nationalen Meisterschaftsprogramm bekommen wir von ihr leider nicht mehr so viel mit, aber ich habe mir immer gerne auch alle anderen Leichtathletikdisziplinen angeschaut. Großen Respekt habe ich vor den Mehrkämpfer(inne)n, die an zwei Wettkampftagen in sieben bzw. zehn Disziplinen Höchstleistungen bringen müssen. Ansonsten verfolge ich auch die Ergebnisse unserer Mittel- und Langstreckenläufer regelmäßig. Ich bin der Meinung, dass es kaum eine Sportart gibt, in der so viel Abwechslung wie in der Leichtathletik geboten wird. Dafür lässt bedauerlicherweise die mediale Aufmerksamkeit größtenteils zu wünschen übrig.

Was machst Du in Deiner Freizeit am liebsten?

Was in meinem Alltag den Freizeitanteil darstellt, ist schwer zu definieren. Das Gehen ist für mich ein Hobby mit einer ambitionierten Zielsetzung. Neben der Vollzeitstelle als Fremdsprachenkorrespondentin und meinem Psychologiestudium an einer italienischen Fernuniversität bleibt mir wenig Zeit für andere Freizeitbeschäftigungen. Alternativ fahre ich gerne Rennrad, was von 2009 bis 2011 wegen einer hartnäckigen Sprunggelenksverletzung sogar meine Hauptsportart war. In ruhigen Momenten schreibe ich poetische Texte, mittlerweile aber kaum noch auf Deutsch, weil ich durch den Fremdsprachenerwerb der letzten fünf Jahre leider eine gewisse Distanz zu meiner Muttersprache im schriftlichen Bereich entwickelt habe.

Welche Pläne hast Du privat oder beruflich für die Zukunft?

Der Berufseinstieg ist zunächst geschafft. Nun gilt es, Erfahrungen in der Arbeitswelt zu sammeln und mir sukzessiv neue Fähigkeiten anzueignen, die mir für meinen beruflichen Werdegang dienlich sein können. Daneben möchte ich nach Möglichkeit mein Fernstudium in Regelstudienzeit abschließen, obgleich es mit der Dreifachbelastung zweifelsohne eine große Herausforderung wird. Nach diesem Abschluss möchte ich noch mindestens zwei weitere Fremdsprachen erlernen, wenn es die Zeit hergibt. In naher Zukunft möchte ich mir in Freiburg ein festes soziales Umfeld schaffen, das gerade mehr oder weniger noch im Aufbau ist, weil ich erst vor sechs Wochen umgezogen bin und für mich alles hier Neuland ist. Ansonsten gibt es selbstverständlich auch private Fernziele, die ich aber aktuell nicht präzisieren kann. Immerhin ist alles auch ein wenig abhängig von meiner sportlichen Entwicklung in den nächsten Jahren.

Was war sportlich Dein größtes emotionales Erlebnis?

Mein größtes emotionales Erlebnis aus sportlicher Sicht war mein 50km-Debüt am 14. Oktober 2018 in Aschersleben. Ich habe während des Rennens die Freude an meinem Sport sowie den Glauben an mich selbst nach vielen Rückschlägen zurückgewonnen und ich denke, dass ich genau deshalb dem “Mann mit dem Hammer” nicht begegnet bin. Ganz besonders dankbar bin ich meinem Trainer Robert Ihly, ohne dessen Unterstützung in der Vorbereitung und am Streckenrand ich diesen ersten Schritt in die richtige Richtung nicht hätte realisieren können. Ich hoffe, dass ich noch viele solcher Momente in meiner sportlichen Laufbahn erleben darf.