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14. Oktober 2012

Carl Dohmann – ein Sportler mit Visionen / Das Porträt

Che – Wenn er geht, dann drehen sich die Mädels in Freiburg schon mal um: Race-Walker Carl Dohmann vom SCL Heel Baden-Baden ist meistens so schnell gehend unterwegs, dass ihn immer wieder erstaunte Blicke treffen. Er geht und ist doch schneller als die meisten Jogger, die auf der gleichen Piste trainieren. Er geht auch stilistisch so perfekt und ästhetisch, dass ein neues Bild vom Gehen als Hochleistungssport entsteht. Wenn er dann nach 20 Kilometern sein Trainingspensum abgearbeitet hat, widmet sich der Deutsche Juniorenmeister über 30 Kilometer Gehen nur zu gern dem studentischen Leben.

„Ja, auch als Hochleistungssportler sitze ich gerne mit Freunden zusammen in einer Kneipe und trinke das ein oder andere Bier, weil man dabei so wunderbar ins diskutieren kommt und das macht schließlich den Reiz des Studiums aus“.

Carl Dohmann muss es wissen. Er hat eben erst seinen Bachelor in Geschichte und Soziologie gemacht und damit schon einige studentische Erfahrungen in Freiburg gesammelt. Jetzt nimmt er ein neues Studienfach in Angriff. Ab dem neuen Semester studiert Carl Dohmann Volkswirtschaft an der Freiburger Uni, in der noch immer der Geist des Wirtschafts-Nobelpreisträgers Friedrich August von Hayek schwebt. „Die Idee für Volkswirtschaft kam eigentlich durch die Euro- und Wirtschaftskrise“, sagt er selbstbewusst. „Ich will einfach mehr erfahren über die Hintergründe und Zusammenhänge für das Auf und Ab in der Wirtschaft“. Dahinter steht sicher auch seine berufliche Vision. Carl Dohmann will, wie sein Vater, Journalist werden. Da kommt ein breites Fachwissen durchaus gelegen.

Sportlich hat sich der 22 jährige Baden-Badener für die nächsten Jahre einiges vorgenommen. Im kommenden Jahr ist die Universiade in Russland im Visier, da möchte er über 20 Kilometer angreifen und seine Schlappe von Shenzhen (China) vergessen machen. Dort sah er nach 15 Kilometern wegen Gehfehlern die rote Karte. Damals war er von einer schmerzhaften Knieverletzung geplagt, die ist jetzt überwunden, deshalb konnte er in Gleina bei den deutschen Meisterschaften über 30 Kilometer alles geben und in 2:15,02 Stunden vor seinem Hauptkonkurrenten Hagen Pohle (SC Potsdam) gewinnen.

2014 würde Carl Dohmann gerne bei den Europameisterschaften in Zürich dabei sein, 2015 hofft er dann auf die Teilnahme an der Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Peking und 2016 ist sein ganz großes Ziel: Die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro. Dafür wird er neben den 20 Kilometern auch die 50 Kilometer in Angriff nehmen. Trainiert wird Carl Dohmann vom vielfachen deutschen Meister im Gehen und mehrfachen Olympiateilnehmer Robert Ihly. Beide sind hervorragend aufeinander eingespielt und verstehen sich blind. Carl weiß, „der Robert ist ein ziemlich harter Trainer, der nichts durchgehen lässt“.

Carl Dohmann trainiert eisenhart, bis neun Mal die Woche mit einem Trainingspensum von über 200 Kilometern in sieben Tagen. Aber auch das Training hat seine Reize: Schon jetzt sind Trainingslager des Deutschen Leichtathletik Verbandes in Südafrika und in Portugal geplant.

Dort hat er entsprechende Trainingspartner, die ihn antreiben. Unter der Woche in Freiburg schließt er sich zum Training oft einer Gruppe Jogger an, aber für die ist er meistens zu schnell.

Wenn der Tag dann mit Studium, Training und geselliger Runde abgearbeitet ist, zieht sich Carl Dohmann in seine Freiburger WG zurück. Die ist, wie er, ziemlich sportlich drauf – mit einem Triathleten und zwei Bundesliga-Fußballerinnen vom SC Freiburg. Eine Kombination, die für immer gute Stimmung sorgt.