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18. August 2011

Carl Dohmann sah nach 15 Kilometern „Rot“/ viele Interviews

Er war top vorbereitet und hoch motiviert: Nach seiner Disqualifikation bei den Europameisterschaften wollte Carl Dohmann (SCL Heel Baden-Baden) bei der Universiade in Shenzhen (China) über 20 Kilometer Gehen alles geben. Er gab alles und sah nach 15 Kilometern erneut die rote Karte. Frustriert musste er das Rennen beenden.  „Ich habe nach der U23-EM versucht meine Technik zu verbessern, aber es ist mir … Ergebnisliste anscheinend nicht gelungen. Ich vermute, dass sich nach einer Knieverletzung im Mai eine falsche Technik eingeschlichen hat. Daran werde ich jetzt verstärkt arbeiten müssen“, sagte Carl nach dem Rennen. Seine Saison-Bestzeit nach dem Trainingslager in Südafrika steht bei 1:25,36 Stunden. Damit steht Carl in der deutschen Bestenliste aktuell auf Platz fünf.

Für die SCL Heel Mitglieder berichtet Carl Dohmann nun exklusiv über seine Erlebnisse in China:

„Viele Grüße von der Universiade im chinesischen Shenzhen! Ich bin seit Donnerstag hier und habe schon unglaublich viel erlebt.

Die Universiade kann man sozusagen als Olympische Spiele für Studenten verstehen. Zwar ist sie in Deutschland relativ unbekannt, hat aber im internationalen Sport einen hohen Stellenwert und ist hier ein so großes Medienereignis, dass man als Teilnehmer nur staunen kann. Die Eröffnungsfeier am Freitag (12. August) war fast so spektakulär wie bei Olympischen Spielen. Vor riesiger Kulisse marschierten die teilnehmenden Länder nacheinander ein (fast alle Länder der Welt sind dabei!). Nach einem erstaunlichen Kulturprogramm wurde die Fackel entzündet, die die Universiade über brennen wird. Einer der Fackelträger war der Hürdensprinter Liu Xiang (Olympiasieger von 2004), der neben dem Basketballer Yao Ming als der Sportheld Chinas schlechthin gilt. Da ich mich auf meinen Wettkampf vorbereiten musste, habe ich schweren Herzens auf die Eröffnungsfeier verzichtet, habe sie mir aber live im chinesischen Fernsehen ansehen können. Jetzt freue ich mich umso mehr auf die Schlussfeier, die am 23. August stattfinden wird.

Als wir (die deutschen Leichtathleten und ein paar andere) am Donnerstag nach 11-stündigem Flug in Hongkong angekommen sind, wurden wir gleich mit den schwierigen Wetterbedingungen hier vertraut gemacht. In dieser Gegend herrschen Temperaturen um 30 Grad und, was das Atmen manchmal unerträglich macht, eine Luftfeuchtigkeit um 80 Prozent. Bei der Busfahrt in das direkt angrenzende Shenzhen konnten wir einen Blick auf Hongkong werfen, was wirklich sehenswert ist. Da blieb man trotz der Strapazen mit Reise und Zeitumstellung von sechs Stunden gerne wach. Interessant sind die Unterschiede zwischen dem halb autonomen Hongkong und dem Rest Chinas, zum Beispiel fährt man innerhalb Hongkongs links und außerhalb rechts. Schließlich wurden wir ins Universiade-Dorf gebracht. Hier wohnen alle 13000 Sportler sowie weitere Teammitglieder, was bei den 17-stöckigen Gebäuden auf relativ engem Raum funktioniert. Es sind die verschiedensten Sportarten vertreten und wegen der offen gestalteten Häuser kommt man auch schnell in Kontakt mit den anderen Sportlern. Aus Deutschland ist nur ein relativ kleines Leichtathletik-Team dabei (zwölf Athletinnen und sechs Athleten), diese teilen sich aber recht gut auf die verschiedenen Disziplinen auf.

Das Leben im Dorf macht viel Spaß. Die Mensa (zum Glück mit internationalen Gerichten) hat rund um die Uhr geöffnet, die chinesischen Volunteers, von denen es unzählbare gibt, freuen sich immer, wenn sie einem helfen können. Sobald man ein anderes Gebäude als die Unterkunft betritt, wird man mit Journalisten konfrontiert. Heute habe ich im Friseursalon (!) zwei Interviews gegeben, unter anderem wurde ich beim Bezahlen gefragt (von einer Journalistin bei laufender Kamera!), ob ich mit meinem neuen Haarschnitt zufrieden bin. Außerhalb des Dorfes gibt es nicht nur an der chinesischen Grenze strenge Sicherheitskontrollen. Während der Universiade werden an jeder U-Bahn-Haltestelle die Rucksäcke kontrolliert. Shenzhen erinnert in dieser Hinsicht im Moment ein bisschen an einen riesigen Flughafen.

Aus deutscher Sicht gab es bei der Universiade schon ein paar Medaillen. Die Leichtathleten sind erst seit gestern in Aktion. Das Stadion ist mit 60000 Plätzen sehr groß. Mein Wettkampf morgen im 20 Kilometer Gehen (18. August, Start 7:30 Uhr, d.h. nach deutscher Zeit 1:30 Uhr in der Nacht) findet aber komplett auf einer 2-Kilometer-Runde auf der Straße statt. Ich freue mich, dass es endlich so weit ist. Bei den schweren Wetterbedingungen wird es wohl keine schnellen Zeiten geben. Das Teilnehmerfeld ist sehr stark besetzt.“

Euer Carl