Carl Dohmann – Gehen auf spanisch
Willkommen zurück im sonnigen Baden! Was das Wetter angeht, hat sich für mich gar nicht so viel verändert, denn ich war die letzten Wochen im auch sonnigen, aber gar nicht viel wärmeren Andalusien. Vom 26. Februar bis 14. März war ich mit der gesamten Männer-Nationalmannschaft der Geher im Trainingslager in Guadix, einem kleinen Ort in Südspanien, in der Nähe von Granada. Er liegt in der Sierra Nevada, dem spanischen Gebirge, in dem in den 1960er Jahren einige Western-Filme gedreht wurden.
Guadix ist eine richtige Geher-Metropole. Der große, aber wegen seiner Dopingsperre etwas umstrittene Star ist der noch aktive ehemalige Vizeweltmeister und Olympia-Zweite Francisco Fernandez. Aber auch sonst kann sich der kleine Ort sowohl in der Spitze als auch in der Breite in der Geher-Szene durchaus sehen lassen. Überhaupt ist Spanien ein Land mit einer guten Gehertradition, das immer für internationale Medaillen gut ist. Entsprechend hoch ist auch der Stellenwert, den diese Disziplin dort genießt.
Insgesamt sind wir mit sieben Athleten, dem Trainer Peter Selzer und dem Physiotherapeuten Marino Grandi angereist. Vor Ort war bereits Maik Berger, der inzwischen teilweise in Spanien lebt. Leider lief das Trainingslager nicht für alle wie erhofft. In der ersten Woche suchte uns eine richtige Krankheitswelle heim, von der letztlich fast alle angesteckt wurden. Drei Athleten und unser Physiotherapeut mussten deshalb sogar vorzeitig abreisen. Der Rest spulte sein Programm bis auf den einen oder anderen krankheits- oder verletzungsbedingten Rückschlag, den leider jeder von uns mindestens einmal erleiden musste, sein Trainingsprogramm ab.
Für mich war es vor allem wichtig, viele Kilometer durchzuziehen. Das ist mir am Anfang nur bedingt gelungen, weil ich Probleme mit meinem linken Fuß hatte. Das Problem konnte ich schließlich in den Griff kriegen und bis zum Ende des Trainingslagers habe ich doch noch einige Kilometer zusammenbekommen.
An den Ruhetagen hatten wir Gelegenheit, uns die Gegend etwas anzuschauen. Berüchtigt ist Guadix für seine Wohnhöhlen, in denen ein großer Teil der Bevölkerung lebt. Dabei handelt es sich um Wohnungen, die einfach in das Gestein der Berge von Guadix eingebaut wurden. Der größte Vorteil daran ist, dass die Innentemperatur das ganze Jahr über angenehm ist und man sich Heizkosten spart. Wir hatten auch die Möglichkeit, uns so eine Höhle von innen anzusehen. Außerdem waren wir einen Nachmittag zum Shoppen in Granada. Wir hatten auch Gelegenheit, mit den einheimischen Gehern in Kontakt zu treten.
Be(un)ruhigend war die Lebensweise der Leute, die es mit dem Sprichwort „der frühe Vogel fängt den Wurm“ nicht so genau nehmen. Vor allem an den Mahlzeiten merkte man, dass die Spanier ihren Tagesablauf gerne mal nach hinten verschieben. Allerdings hielt sich unser Widerstand dagegen in engen Grenzen und wir passten unsere Trainingszeiten entsprechend an.
Eine Kuriosität in der Region ist, dass es als Beilage zu einer Cola immer gratis eine Kleinigkeit zu essen gibt. Das Essen ist insgesamt sehr fett. In unserem Hotel gab es anfangs haufenweise Pommes, bis wir sie bald nicht mehr sehen konnten. Nach dem Salat gab es als Vorspeise meist Suppe, Nudeln oder Reis, als Hauptspeise dann Fisch oder Fleisch mit Beilage. Überhaupt gab es viel Fisch, wenn auch in verschiedener Form.
Ich hoffe, dass ich mit den Trainingskilometern auf der hügeligen Strecke einen guten Grundstock für die Saison legen konnte, die für mich mit der Deutschen Meisterschaft über 20 Kilometer am 22. April in Naumburg richtig losgeht. Bis dahin wünsche ich euch alles Gute und hoffentlich schönes Wetter!
Euer Carl