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16. März 2011

Carl Dohmann: Spannendes Südafrika

Viele Grüße aus dem warmen Südafrika! Seit dem 1. März absolviere ich hier ein vom Deutschen Leichtathletik-Verband organisiertes Höhentrainingslager. Was ich so erlebe, das könnt Ihr hier lesen:

Alle männlichen A- und B-Kaderathleten, eine B-Kaderathletin und ein C-Kaderathlet im Gehen sind mit dabei, außerdem noch ein Läufer und ein Sprinter. Geleitet wird das Trainingslager von Ronald Weigel, dem Bundestrainer im Gehen, zusammen mit weiteren Betreuern.

Bereits am 28. Februar bin ich von Frankfurt aus losgeflogen, in Paris am Flughafen haben sich dann alle getroffen. Dann ging es über Nacht nach Johannesburg. Auf einer Karte am Monitor konnte man im Flugzeug immer verfolgen, wo wir uns gerade befinden. Etwas müde wurden wir dann von Johannesburg aus ins 120 Kilometer entfernte Potchefstroom gefahren, den Ort, in dem wir rund drei Wochen wohnen und trainieren sollten. Er liegt in etwa 1400 Meter Höhe. Zur Zeit trainieren hier außer uns auch noch andere deutsche Leichtathleten, unter anderem die Marathonläuferin Irina Mikitenko. Auf der einen Seite war es ganz angenehm, nach Monaten wieder mit kurzer Hose trainieren zu können. Andererseits war es bei Temperaturen um 30 Grad und der Höhenluft nicht immer leicht. Aber durch solche Strapazen muss man durch, wenn man sich gut auf die anstehende Saison vorbereiten will. Die erste Woche kam ich beim Gehen mit dem Klima nicht so gut klar. Mein Puls stieg schon bei kleinen Belastungen enorm an. Doch danach wurde es immer besser, am Ende konnte ich ohne Probleme trainieren.

Die meisten Trainingseinheiten wurden auf einer 2-Kilometer-Runde direkt neben unserer Unterkunft absolviert. Zudem gab es eine hügelige Strecke etwas außerhalb, auf der wir besonders lange Einheiten um die 30 Kilometer zurücklegten. Das war besonders anstrengend, weil die Strecke eine Straße entlang führte, an der es überhaupt keinen Schatten gab. Obwohl wir bereits morgens vor acht Uhr gestartet sind, sind wir der Sonne nicht entkommen. Ganz in der Nähe gab es ein Rugby-Stadion, wo es auch einen Kraftraum, eine Leichtathletik-Bahn aus Gras und mehrere Läuferparcours gab, wo wir nachmittags häufig gelaufen sind. Auch für die Regeneration war gesorgt: so sorgte der Physiotherapeut für die Massagen nach dem Training und für sonstige Behandlungen bei Verletzungen, von denen ich zum Glück verschont geblieben bin. Zudem gab es ein Kältebecken, in das wir nach dem Training unsere Beine stellen konnten. Was sich angenehm anhört, war äußerst gewöhnungsbedürftig, denn die Wassertemperatur lag nur bei etwa 8 Grad. Man gewöhnte sich dann aber recht schnell daran, und danach fühlte man sich tatsächlich besser.

Bei in der Regel zwei Trainingseinheiten am Tag kamen wir leider nicht dazu, viel von Südafrika zu sehen, trotzdem bekamen wir etwas von den Eigenheiten hier mit. Auffällig sind die immer noch großen sozialen Unterschiede zwischen der schwarzen und der weißen Bevölkerung. So sieht man in nicht wenigen Gärten von Häusern, die von Weißen bewohnt werden, ungefähr zehn dunkelhäutige Angestellte, die dort alle möglichen Arbeiten verrichten. Auch im Supermarkt sind es (soweit ich das mitbekommen habe) ausschließlich Schwarze, die einem die Waren an der Kasse eintüten. Seit dem Ende der Apartheid gibt es auch einige wohlhabendere Schwarze, trotzdem leben sehr viele noch in sehr ärmlichen Verhältnissen. Es ist in Potchefstroom manchmal schwierig, sich auf Englisch zu verständigen, weil Afrikaans hier die gängigere Sprache ist. Insekten gibt es hier relativ viele, was natürlich auch mit der Jahreszeit zusammenhängt. Manche sind einem weniger vertraut, aber Fliegen und (leider) Mücken gibt es hier auch in Massen. Das Wetter war die ersten zwei Wochen konstant, sehr heiß und schwül. Inzwischen hat es dreimal kurz geregnet – dann aber richtig. Der Garten stand teilweise richtig unter Wasser. Außerdem herrscht hier Linksverkehr (das musste einfach erwähnt werden).

Während die meisten anderen noch bis zum 22. März in Südafrika bleiben, geht das Trainingslager für mich jetzt zu Ende, denn am Sonntag (20. März) werde ich im schweizerischen Lugano über 20 Kilometer meinen ersten Wettkampf dieses Jahr absolvieren. Ich hoffe, ich kann dann bereits von dem Training hier profitieren. Mein Ziel ist es, schon jetzt die Norm für die U23-Europameisterschaft im Juli zu erfüllen, die bei 1:26:30 Stunden liegt.

Wir sehen uns in Deutschland!

Euer Carl