Direkt zum Inhalt
Direkt zur Hauptnavigation

Inhalt:
3. November 2009

Stephanie Weissmann in Mexiko

SCL Heel Vorstandsmitglied Stephanie Weissmann ist für ein Jahr in Mexiko und unterstützt ein Projekt für Jugendliche. Hier ihr erster Erfahrungsbericht nach fünfeinhalb Wochen in einer neuen Welt:

Eingelebt hatte ich mich hier sehr schnell, was bestimmt auch daran liegt dass mein Freund hier lebt und ich durch meinen Besuch im Juni auch schon einige Leute kenne. Die ersten 10 Tage war ich im Hotel, dann habe ich ein Apartment gefunden, es ist klein, aber gemütlich, ich habe eine Dusche und eine kleine Küche mit 2 Gasplatten und einem Kühlschrank. Somit alles was der Mensch zum Leben braucht, ach ja ein Bett habe ich auch ;-). Mein zu Hause ist direkt im Zentrum, dadurch für mexikanische Verhältnisse teuer. Ich bezahle inkl. Gas, Wasser umgerechnet ca. 200 €. Ich habe mir zwar schon überlegt etwas nicht mitten im Zentrum zu suchen, um Geld zusparen, denn schließlich muss ich ja 1 Jahr mit dem Geld auskommen welches ich mir angespart hatte, aber so ist es praktisch, denn ich habe sämtliche Busverbindungen (zu meinem Spanischunterricht und der Arbeit und ich bin nur 3 Block vom Büro meines Freundes weg. Da ist er zwar nicht oft, denn als Reiseführer ist er ja draussen unterwegs, aber es isst ein zentraler Punkt und wenn er mal wieder auf Tour außerhalb Oaxacas ist, wie momentan für 10 Tage, dann habe ich eine Anlaufstelle.

Zum Thema Busfahren, das war am Anfang gar nicht so leicht, denn es gibt zwar so was wie Bushaltestellen, aber da hält der Bus nur wenn jemand sich bemerkbar macht, also winkt, oder jemand aussteigen will. Ansonsten kann man aber überall, wo der Bus langfahrt, einsteigen und auch aussteigen. So kann es sein dass der Bus innerhalb 100m 3x hält. Zu Beginn dachte ich die Leute sind ja echt faul, aber ich muss gestehen daran gewöhnt man sich ;-).
Das mit dem Bus rauswinken ist manchmal nicht so einfach, denn die Busse sind nicht so gut erkennbar beschriftet und einen Fahrplan oder Nummern gibt es auch nicht. Und wenn dann 4 Busse auf einmal kommen kann es sein dass manche auf der zweiten Spur fahren, du also keine Chance hast du schauen wo der hinfährt oder dich bemerkbar zu machen. Auf dem Heimweg bin ich als in irgendeinen Bus gestiegen, welcher mit „Centro“ oder „Central“ beschriftet war, dann habe ich manchmal panik bekommen, wenn er anders gefahren ist, als ich gewohnt war, denn es war schon leicht dunkel auf der Heimfahrt und ich habe mich noch nicht orientieren können, das muss man aber, denn der Bus hält ja nicht automatisch an Haltestellen und selbst wenn haben diese keine Namen, also muss mann sich an der Umgebung orientieren. Naja nun kenne ich die Feinheiten (das Kleingeschriebene) und kenne die verschiedenen Fahtwege. Das Busfahren ist hier sehr günstig, für 4,5 Pesos (1€ entsp. ca. 18 Pesos) kann man hier fah
ren, jedoch sind die Busse nicht ganz so komfortabel. Es gibt nur wenige mit gepolsterten Sitzen, die meisten sind aus Kunststoff oder Metall. Was bei den Strassen, viele Rillen oder Wellen die nach aussen gehen in der Strasse, allerdings mit absicht um die Geschwindigkeit zu drosseln. Bei dem Fahrstil hat das für mich oft mit blauen Flecken und Rückenschmerzen geändert, wobei ich mittlerweile eine Sitztechnik habe und daher keine blauen Flecken mehr bekomme, außer an den Knien, denn irgendwie habe ich für manche Busse hier (die meisten) zu lange Beine.

Meine Arbeit macht mir Spaß, wobei das mit dem Spanisch noch sehr schwierig ist. Ich hatte zuvor ja nur den 1. Sprachkurs an der VHS, in der Schule hatte ich nur Englisch und ich bin wirklich kein Sprachgenie. Naja, so gehe ich momentan 3x Woche zum privaten Spanischunterricht bei der Tochter (29 Jahre) einer deutschen Reiseführerin, die hier lebt. Die Tochter spricht jedoch kein deutsch, so läuft es über spanisch und englisch, was bei Grammatik und den Anwendungen nicht immer so leicht für mich ist, aber das wird schon. Naja, momentan ist es mit den Kindern noch schwierig. Bis letzte Woche habe ich immer von 12 Uhr bis 19:30 Uhr gearbeitet und zwar mit Kindern der 1. – 6. Klasse. Das Projekt ist in einem ärmeren Teil von Oaxaca, die Kinder (ca. 7 pro Klasse) kommen nach der Schule dorthin. Von 3-5Uhr die 1.-3- Klässler, dann wird eine Stunde ein Thema bearbeitet, eine Geschichte erzählt, gesungen, gespielt oder gebastelt, meist zu einem bestimmten Thema, dann ist eine Stunde
Hausaufgaben angesagt. Das war ab und zu etwas schwierig, den bei Spanischhausaufgaben konnte ich nicht wirklich helfen.
Mit den Kindern komme ich gut klar, die sind glücklich über Zuneigung und Aufmerksamkeit. Was ich überhaupt nicht verstehe und mich wahnsinnig macht, bei der Erziehung mancher Eltern, von teilweise Gewalt oder körperlicher Arbeit abgesehen ist, dass eine beliebte Strafe Schulverbot und Projektverbot ist. Wie dumm ist denn das bitte?! Und 1-2x im Monat, an einem Freitag ist Ausflugstag, z.B. sind wir beim Wochenthema: personelle Hygiene (duschen, Hände waschen) in eine kleine Klinik gefahren. In der werden auch arme Leute kostenlos behandelt. Das war sehr interessant, denn ich war dort noch ein zweites Mal mit dem Projektleiter meines Projektes und einem deutschen Arzt in Ruhestand, er will im nächsten Jahr für 3 Monate dort helfen. Wie genau sich die Klinik finanziert weiss ich nicht, aber zum einen kommen ja auch normale, zahlende Leute und dann über Spenden und es sind nur 3 oder 4 Ärzte angestellt, die anderen kommen Stunden oder tagesweise umsonst zum arbeiten.
Seit dieser Woche habe ich mein Aufgabengebiet gewechselt, arbeite jetzt von 8:45 bis max. 15 Uhr im Kindergarten (Preescular) meines Projektes. Die Kinder gehen um 12:30 Uhr und dann bereiten wir halt noch Material für den nächsten Tag vor. Diese Woche ist volles Programm, denn hier wird der Tag der Toten (wie Halloween) groß gefeiert. So haben wir Masken gebastelt, den Altar gebaut (Der wird mit Obst und Süssigkeiten dekoriert) und heute haben wir Schokoladenfiguren gemacht, wobei bei den Kindern der größte Teil im Mund gelandet ist. Am Samstag ist dann eine Art Feier mit tanzen, essen, dann ziehen die Kinder von Haus zu Haus um nach Süssigkeiten zu bitten. Da bin ich mal gespannt wie es wird.

Ach ja, nachdem ich mich nun doch an das Essen hier gewohnt habe, begann ich diese Woche mit joggen. Nachdem ich ja ewig nichts mehr gemacht habe. Allerdings vermisse ich hier meine „Grüneeinfahrt“, habe hier nur Asphalt oder Stein, wobei mein Laufplatz eine begrünte Anlage ist. Unter der Woche gehe ich meistens , war ja noch nicht oft, morgens um 6 Uhr laufen, da ist die Luft noch gut und es sind nicht soviele Leute unterwegs, denn tagsüber währe es unmöglich hier im Zentrum zu laufen. Momentan fühle ich mich noch als hätte ich nie Ausdauersport gemacht, die Kondition ist bei null, ich schnaufe relativ viel. Wobei meine Bronchien auch noch etwas belegt sind, hatte eine heftige Erkältung, und vielleicht liegt es auch den 1.400 m Höhe. Seitdem ich wieder was mache, fühle ich mich viel besser und hoffe auch das es mein Immunsystem wieder stärkt, denn in den ersten 4 Wochen hatte ich eine Blasenentzündung und eine Erkältung die 3 Wochen hielt.

Liebe Grüße

Stephanie